Großes Interesse war beim Vortrag des elsässischen Autors, Filmemachers und Kabarettisten Martin Graff am 2. November zu verzeichnen.
Graff hatte nicht nur seinen jüngsten Roman „Grenzvagabund“ im Gepäck, sondern brachte auch zahlreiche Anekdoten dar und ging mit viel Humor auf die jüngsten politische Ereignisse in Europa ein. Die Lesung aus seinem Roman (Verlag André Thiele, Mainz 2011 und als „Le vagabond des frontières im gleichen Jahr in der Edition Place Stanislas in Nancy erschienen) bildete freilich nur einen Teil des unterhaltsamen Programms: der Bogen wurde gespannt von Anekdoten über Graffs Großmutter über eine Mentalitätskunde der Deutschen und Franzosen anhand ihrer Schlafgewohnheiten (Französisches Ehebett vs. Deutsch-föderalistische Doppelmatratze) bis hin zum Schengen-Abkommen: „In Europa wurden die alten Grenzhäuser in Cafés umgewandelt, auf dem Balkan ist genau das Gegenteil geschehen.“
Die Veranstaltung, die in Kooperation mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft und dem Institut Francais stattfand, das auch seine ansprechenden Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, stand unter bilateralen Zeichen: Ausgangspunkt von Graffs Buch bildet die (fiktiv aufbereitete) Suche nach seinem Vater, ein Alemanne, der für die Wehrmacht kämpfen musste (wie 130.000 weiterer Elsässer) und schließlich in Schlesien fiel. Im Buch, so die Fiktion, findet der Sohn heraus, dass der Vater nicht tot ist, sondern die Fronten ein weiteres Mal wechselt und sich dem polnischen Widerstand anschließt.
Das Schicksal der Alemannen und der Schlesier wird dabei auf interessante und ungewöhnliche Weise verglichen. Graff stellte am exzellent besuchten Abend eine beindruckende gedankliche Beweglichkeit zur Schau, die vor allem um die europäische Idee kreist: „Wenn man die Sprache wechselt, wechselt man die Augen“, ermunterte der Gedankenschmuggler Graff sein Publikum dazu, über Grenzen hinwegzuschreiten.